Zur Geschichte des ehemaligen Betriebshofes und Straßenbahn- und Busdepots von 1900 bis heute.
REKA | ASEAG | INTERKAUF | EDEKA
Der Originalplan der "Motorwagenhalle und Werkstätte auf dem Betriebshof in Kohlscheid" im Maßstab 1:100 befindet sich im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland (Bestand BR 0092 Signatur Nr. 815 DIN A0) [Ausschnitte und Bearbeitung Heinz Maas]
Der Bestand weist noch weitere Pläne zur Aachener Kreisbahn auf. Unter der Signatur Nr. 814 DINA3 gibt es den „Lageplan des Betriebshofes Kohlscheid“.
Dieses Gebäude wurde ab 1900 als „Halle für Motorenwagen“ für den Kleinbahn-Betrieb gebaut. Für die Kohlscheider hieß es immer „Depot“. Hier wurden zuerst Straßenbahnen, später Busse gewartet. Seit 1979 wird das Gebäude als Supermarkt genutzt, zuerst Interkauf. 2022 wurde der EDEKA-Markt grundlegend renoviert.
Das Foto von 1930 zeigt mit Blick von der Roermonderstraße aus
die imposante Toransicht des Gebäudes mit den davorstehenden Straßenbahnen.
Im Hintergrund zeigen sich die Schornsteine der zu dieser Zeit noch aktiven Grube Laurweg.
Voraussetzung für den elektrischen Kleinbahnbetrieb war der Bau eines Elektrizitätswerks in der Kaiserstraße zur Versorgung von Kohlscheid und den umliegenden Orten. Die „Rheinische
Elektrizitäts- und Kleinbahnen Aktiengesellschaft (REKA) war Betreiber des Kraftwerks wie des Kleinbahnbetriebs.
Die Kleinbahn dient vorrangig dem Personenverkehr. Strecken führten ab 1902 von Aachen-Ponttor bis Kohlscheid. Kurz darauf ging es von Kohlscheid weiter nach Herzogenrath über Kirchrath. Am
24.7.1905 wurde die Strecke zum Kohlscheider Markt eingerichtet, lag aber ab 1916 still und wurde 1922 abgebaut.
Ab 1933 fuhr die „Linie 16“ von Aachen nach Herzogenrath-Merkstein über Kohlscheid.
Der Transport der Steinkohlen zwischen den Gruben Prick und Voccart nach Laurweg wurde ab 1902 ebenfalls mit der Kleinbahn durchgeführt. Drei Güterzüge verkehrten auf der Strecke
Kohlscheid-Pannesheide-Kirchrath, sowie von Laurweg nach Aachen und lösten die alte Pferde-Eisenbahn ab.
1942 fusionierten die REKA und AKG (Aachener Kleinbahn-Gesellschaft) zur ASEAG (Aachener Straßenbahn- und Energie-Versorgungs-AG). Ab November 1959 wurden die Linien H 16 und 16A auf
Omnibus-Betrieb umgestellt; jetzt wurden hier im Depot die Busse gewartet. Später errichtete die ASEAG in Aachen einen neuen Betriebshof für ihre Fahrzeuge.
Der (etwas gedrehte) Ausschnitt aus dem Gemeindeplan 1953 zeigt deutlich die Größe des Baukomplexes und die Gleise nach der Erweiterung.
Wie kam es zum heutigen Aussehen des Gebäude? Das fragen sich viele Kohlscheider, wenn sie die alte Ansicht mit dem Supermarkt heute vergleichen. Die Bilder zeigen, dass der Um- oder Rückbau der imposanten Torseiten bereits durch die ASEAG erfolgt ist. Die Ausschnitte stammen von Fotos aus dem Archiv des Heimatvereins.
Beim Umbau des Lebensmittelmarktes sollte die besondere Architektur des Gebäudes zur Geltung kommen. Die Decke und damit die ehemaligen Stahlträger offengelegt und die alten Fensterbögen an der Seite geöffnet. Fotos aus Kohlscheids Geschichte wurden vom Heimatverein zur Gestaltung zur Verfügung gestellt.
REKA: Rheinische Elektrizitäts- und Kleinbahn-AG (hatte die Berliner Firma Gieldzinski übernommen)
ASEAG: Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG (Fusion aus AKG und REKA 1942)
INTERKAUF: Der 1. Supermarkt im vorherigen Depot (einer der Märkte des Kaufmanns Leonhard Plum aus Lindern)
EDEKA: wurde nach schon existierenden Zusammenschlüssen selbstständiger Lebensmittelhändler 1907 in Leipzig mit der damaligen Abkürzug EdK für Einkaufsgenossenschaften deutscher Kolonialwaren- und Lebensmittel-Einzelhändler gegründet. Sie ist 2012 mit 4.500 EDEKA-Kaufleuten die an Genossenschaftsgrundsätzen orientierte größte Einkaufsorganisation des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland mit Sitz in Hamburg. (Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon)
Reiner Bimmermann beschreibt 1993 in seiner kleinen Broschüre "Mit der 16 nach Herzogenrath" die Geschichte des Kohlscheider Straßenbahnnetzes.
Das Heft kann im Archiv des Heimatvereins eingesehen werden.
Weitere Informationen zu den Straßenbahnen in Kohlscheid liefert Werner Löffler in seinem lesenswerten Buch "Kohlscheid für Eisenbahnfans. Ein Beitrag zur Verkehrgeschichte" (S. 39-43), auch zum alten Depot.