überarbeitet: 19.12.2024
Viele der früher im Bergbau üblichen Arbeitsweisen, Gerätschaften usw. kennen wir nicht mehr aus eigener Anschauung. So wissen wir selbst nicht mehr genau, was wir auf den historischen Aufnahmen sehen.
Zudem wurde im Bergbau eine eigene Sprache gesprochen. Wie also können wir das Leben und Arbeiten im Bergbau heute vermitteln?
Nehmen wir das Beispiel der Hinweistafel des Heimatvereins an der Ericsson Allee. Wer kann sich oder seinem Kind die dort verwendeten Begriffe erläutern?
Diese Hinweistafel des Heimatvereins in der Weststraße an der Ericsson Allee verweist auf eines der letzten erhaltenen Zechengebäude in Kohlscheid.
Wer diese Tafel heute als Zugezogener oder ganz ohne Bergbauhintergund zufällig entdeckt, muss einige sprachliche Rätsel lösen. Die verwendeten Begriffe bezeichnen eine heute verschwundene Wirklichkeit. Ältere Kohlscheider, vor allem die mit Bergbauerfahrungen, haben es vielleicht leichter.
BELEGSCHAFTSGEBÄUDE
Im Jahre 1907 fusionierten die Vereinigungsgesellschaft für Steinkohlenbergbau im Wurmrevier und der Eschweiler Bergwerksverein. Die ab dann als Großzeche unter dem EBV geführte
Grube Laurweg wurde anschließend zügig ausgebaut. Sie umfasste das Gebiet zwischen Roermonder-, West-, Ebert- und Kaiserstraße. Hier an dieser Stelle wurde vor Ausbruch des 1.WK 1914 noch ein
Belegschaftsgebäude errichtet. Es war ausgestattet mit Lichthof, Waschkaue, Lampen-Aufzug, Reinigung, Dampfwäscherei und Aufzug für das Magazin. Eine Kochküche zur Zubereitung der Speisen für die
Belegschaft gehörte auch dazu. Später waren noch Büros und die Deputat-Abteilung hier untergebracht.
Nach dem Ende des Bergbaus wurde auf dem gesamten Gelände 1989 der Technologiepark eröffnet.
Dieses Gebäude ist als einzige Übertage-Anlage der Zeche Laurweg übrig geblieben.
Es beherbergt seit 1991 die Ericsson GmbH.
(Hinweistafel des Heimatvereins Kohlscheid Mai 2007)
BELEGSCHAFTSGEBÄUDE:
Gebräuchlicher sind die Bezeichnungen Zechengebäude. Oder Zechenhaus.
Die Architektur:
Beim Anblick von der Weststraße aus wird die (alte) Gebäudestruktur nicht erkennbar. Vgl. dazu den Unterpunkt Zechengebäude.
Vereinigungsgesellschaft für Steinkohlenbergbau im Wurmrevier:
Gegründet 1836, um die Gruben des Wurmreviers zu vereinigen; so sollte wirtschaftlicher abgebaut werden.
Eschweiler Bergwerksverein:
Gegründet 1838 im Inderevier. Später beteiligt am Pannesheider Bergwerksverein, 1907 Fusion mit der VG zu einer der größten Bergbaugesellschaften Europas.
Großzeche:
Zechenanlage im industrialisierten Bergbau mit der Förderung im Tiefbau und verschiedenen Weiterverarbeiten (Brikett, Koks, Strom). Laurweg förderte in der Spitze ###
Grube:
Anderer, im Wurmrevier gebräuchlicher Begriff für Zeche, Schachtanlage
Belegschaftsgebäude:
Auch: Gruben- oder Zechengebäude.
Im Bergbau handelt es sich dabei in der Regel um Gebäude mit vielfachen Nutzungsmöglichkeiten. Hier kamen die Bergleute zur Arbeit an. Hier zogen sie sich um in der Kaue um.
Lichthof:
Mit dem Begriff „Lichthof“ bezeichnet man in der Architektur „einen einen Innenhof mit Oberlichtverglasung, der den anliegenden Räumen Tageslicht zuführen soll. Siehe das Foto der Besichtigung.
Hier wurde der Lohn wöchentlich abgeholt - so lange er nicht wie heute überwiesen wurde - und einiges mehr.
Waschkaue:
große Halle, mit Schwarz- und Weißkaue und den Duschen, zum Umkleiden vor und nach der Schicht.
Lampen-Aufzug:
Über die Bedeutung der Grubenlampe und ihrer technischen Entwicklung finden wir viel im Internet - Aber nichts zu einem Lampen-Aufzug.
Vielleicht ist die Lampenausgabe gemeint? Vgl. Lampenstube bei Wikipedia | https://de.wikipedia.org/wiki/Lampenstube
Reinigung, Dampfwäscherei:
Größe und Aufgabenbereiche?
Aufzug für das Magazin:
Bedeutung?
Kochküche zur Zubereitung der Speisen für die Belegschaft:
(Dampf)Küche ist also klar. Aber für wen oder wie viele genau wurde hier gekocht? Und wo wurden die Speisen ausgegeben?
Vgl. Menage Casino
Deputat-Abteilung:
Die Abteilung, die für die Zuteilung der Deputat-Kohle zuständig war. Das waren Kohlen, die die Bergleute zum Eigenverbrauch zum Lohn dazu bekamen.
Wer noch tiefer einsteigen möchte, findet in den beiden Downloads Sammlungen der Bergbausprache des Wurmreviers.